Freitag, 23. Januar 2009

Gerhard Altenbourg - Graphik

Ausstellung mit Unterstützung der Galerie am Sachsenplatz Leipzigzum Vergrößern bitte anklicken

Abbildung: "Zwischen Wahn und Rausch", 1980
Farbholzschnitt, Komposition aus 7 Drucken auf Bütten
21,5 x 41,0 cm, Exemplar 1/1


1. Februar bis 17. Mai 2009
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
ab April Dienstag bis Sommtag 10 bis 20 Uhr

èBurg Beeskow
des Landeskreises Oder-Spree
Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow

Altenbourg-Ausstellung auf der Burg Beeskow. Auf den populären Dresdner Kunstausstellungen der DDR war Gerhard Altenbourg (1926-1989), mit bürgerlichem Namen Gerhard Ströch, nicht vertreten. Die Verweigerung kam von beiden Seiten, und so ging der überwiegende Teil des äußerst produktiven Künstlers von 1951 bis 1961 zur Westberliner Galerie Springer und danach zur Galerie Brusberg (erst Hannover, jetzt Berlin). Im Osten Deutschlands blieb der Künstler bis heute weitgehend Insidern vorbehalten. Um so verdienstvoller ist es, daß sich die Burg Beeskow von Februar bis 17. Mai eine Sammlung von Druckgraphik Altenbourgs aus der Galerie am Sachsenplatz Leipzig ins Haus geholt hat. Das dem Umfang nach bescheidene Konvolut von über 60 Arbeiten aus rund 1400 im Umlauf befindlichen Graphiken kann zwar nicht repräsentativ sein, aber es bietet mit charakteristischen Werken ein interessantes und eindrückliches Bild vom kreativen Gestaltungswillen und der sublimen Ästhetik dieses Künstlers. In der Ausstellung befinden sich einige Spitzenstücke seines Œuvres, dessen Werkverzeichnis, erarbeitet von Annegret Janda, seit 2004 in drei Bänden durch das Lindenau-Museum Altenburg publiziert wird. Zu den Hauptblättern gehören die großformatigen Farbholzschnitte Ariadne (1973) sowie Das sind die Wege wurzelentlang (1974). Für Kenner besonders beachtenswert sind die Holzschnitt-Unikate Aus dem Wurzelgrund (1979) und Aus dem Quellengrund (1980).
Die Ausstellung in vier Räumen ist chronologisch, beginnend beim Frühwerk, und didaktisch aufgebaut und verzeichnet die Œuvrenummern. Zustandsdrucke und farbliche Varianten gewähren Einblicke in Arbeitsprozesse. Besonders aufschlußreich ist die Zuordnung der 1986 entstandenen Plastik Vater – Sohn – eine vergrößerte Eichenholzfassung einer Plastik von 1957 – zu der gleichnamigen Zeichnung von 1950. Inhaltlich sind die Exponate überwiegend der Auseinandersetzung mit der thüringischen Landschaft zuzuordnen sowie einer mit feinem Humor ironisierenden Weltbetrachtung. Diese äußert sich besonders in den achtziger Jahren in solchen skurrilen Bildtiteln wie Singen sollen wir zusammen einen Choral Süßkleine (Lithographie, 1985) oder zu den Radierungen Schlendrian, spaßphallosophisch (1988) und Kitzel-Glatzen mit Kainmal der Doppelflöhung (1984). Während auf zahlreichen Holzschnitten großflächige Figuren mit feiner Binnenzeichnung dominieren und die Zufälligkeiten der Maserungen in die Gestaltung einbezogen wurden, sind die Lithographien und die wenigen ausgestellten, überaus zarten Radierungen mit leichtem, wie gehauchtem Strich ausgearbeitet. Eine große Gruppe von Lithographien zeigt, wie der Künstler beeindruckend mit der Breitseite der Kreide experimentierte.

Elke Lang
(Vorabdruck aus MARGINALIEN 194, 2/2009)

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