Dienstag, 15. Juni 2010

Lesung mit Elmar Faber

Trotz des heißen Wetters, der Fußball-WM, der Strandparty, und was sonst noch alles in und um Storkow los war, hatten sich doch immerhin zwanzig Literaturinteressierte am Freitag beim Burg-Salon des Burg-Kultur-Vereins eingefunden. Aus Leipzig war der Verleger Elmar Faber gekommen, um aus seinem Buch „Nürnberger Pakete“ zu lesen. Der Berliner Jürgen Gottschalk mit seinem Akkordeon bot dazu stimmungsvollen Irish Folk, Kleszmer und eine Musette.

Jürgen Gottschalk, Foto: Abel Doering
„Ich bin kein Schriftsteller, ich bin Verleger“, stellte er gleich am Anfang klar. Entstanden waren die zehn Erzählungen aus der Erlebniswelt seiner Kindheit in Thüringen bei einem Kuraufenthalt. „Es gibt Leute, die man nie wieder vergessen kann, und außerdem wollte ich versuchen, dieser Landschaft ein Denkmal zu setzen“, war sein Schreibantrieb. Zu den unvergesslichen Leuten gehörten der Latein liebende, feingeistige Gymnasiallehrer Dr. Aegidius und dessen Widersacher, der proletarisch geprägte, etwas grobschlächtige Neulehrer Fliederbusch, der Mobbing betreibt, das aus den sozialen Umständen heraus zwar nicht entschuldbar, aber erklärbar ist. „An beiden Figuren hat mich interessiert, wie sie mit dem damaligen gesellschaftlichen Umbruch fertig geworden sind. Es war eine vergleichbare Zeit zu heute“, so Faber.

v.l.n.r.: Elmar Faber (Leipzig), Abel Doering (Berlin), Undine Krause Uhlmann (Berlin), Heinz Lehmann (Storkow), Foto: Elke Lang

In diesem kleinen Kreis entwickelte sich auch, einem Salon-Charakter entsprechend, ein Gespräch, das zu Betrachtungen über die Sprache führte, bei der sich der Germanist Faber an der schriftstellerischen Tradition des 19. Jahrhunderts orientiert. Allgemein bedauert wurde, dass mit dem statistisch ermittelten Verfall des Reichtums an Wortschatz in der Sprache der Jugend auch Fantasie und Utopien verloren gehen. In der Politik sei das ebenso. „Klischees wie ‚alternativlos‘ oder ‚historisch‘ können für alles mögliche verwendet werden, so wie ‚cool‘ und ‚geil‘ in der Jugendsprache“, führte Elmar Faber als Beispiele an. Wer gekommen war, hatte es nicht bereut, und auch nach dem offiziellen Teil nutzten viele die Gelegenheit, dem Experten spezielle Fragen zum medialen Literaturbetrieb zu stellen.
 
(Elke Lang)

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