Mittwoch, 27. Februar 2013

Thomas Kaemmel (1931 - 2013)

Am 19. Februar starb in Berlin Dr. rer. nat. habil. Thomas Kaemmel. Der am 15. Juni 1931 geborene Geologe gehörte zu den Gründungsmitgliedern unserer Gesellschaft, war einige Jahre Stellvertretender Leiter der Berliner Gruppe und wirkte von 1992 bis 1998 in bewegter Zeit als Schatzmeister im Vorstand der Gesellschaft. Das enge Verhältnis zu Büchern hatte er von seinen Eltern geerbt: Die Mutter, Hanna Kaemmel, war lange Jahre beim Vorstand des DDR-Schriftstellerverbandes tätig, der Vater, der Finanzwissenschaftler Prof. Ernst Kaemmel, gehörte 1956 zum Gründungskomitee der Pirckheimer-Gesellschaft. Thomas Kaemmel hielt mehrfach innerhalb und außerhalb der Pirckheimer-Gesellschaft interessante Vorträge über seine Sammelgebiete, so über Ausgaben des Kommunistischen Manifestes, Neujahrsgraphiken, Gastronomisches und über den Nordisten Julius Elias und seine Frau Julie, ein jüdisches Sammlerehepaar in Berlin. Sie gehörten ebenso zu seiner Verwandtschaft wie Gertrud Kolmar und Walter Benjamin. 2006 erschien aus seiner Feder die Biographie eines weiteren Verwandten, des Mathematikers und Kristallforschers Arthur Schoenflies (Projekte-Verlag, Halle/S.). In der Zeitschrift MARGINALIEN (Heft 195, 2009) veröffentlichte er einen biographischen Aufsatz über Fritz Stammberger, einen führenden Geologen der DDR, der unter denkwürdigen Umständen im sowjetischen Gulag vom Buchgestalter zum Geologen geworden war.
Thomas Kaemmel nahm noch in der Dezember-Veranstaltung der Berliner Pirckheimer-Gruppe rege an den Gesprächen teil. Wie alljährlich versandte er zum Jahresausklang eine Neujahrsgraphik, diesmal von Thomas R. Richter.
Die Pirckheimer werden Thomas Kaemmel in ehrendem Gedächtnis behalten. Die Beisetzung findet am 5. März, 12 Uhr, auf dem Waldfriedhof Grünau, Rabindranath-Tagore-Straße, statt.
(Carsten Wurm)

Schrift im 21. Jahrhundert

In den vergangenen 30 Jahren vollzog sich der wohl schnellste Wandel in der Geschichte von Schrift und Typografie. Mit Einzug der digitalen Technik öffneten sich nicht nur die Grenzen für einen viel breiteren Anwenderkreis, sondern auch die Möglichkeiten der technischen Umsetzung und des Vertriebs von Schrift. Daraus resultierend entstand eine wahre Explosion an neuen Schriften und die Etablierung eines neuen Marktes.
Die Ausstellung blickt auf die vergangenen zwölf Jahre typografischen Schaffens und damit in die erste Dekade des 21. Jahrhunderts. Rund 110 zeitgenössische Positionen internationalen Schriftdesigns werden vorgestellt und spiegeln die facettenreichen Ansätze und Stilrichtungen zeitgenössischer Typografie.
Vollkorn, © Friedrich Althausen
Den ersten Teil von „Schrift im 21. Jahrhundert“ bildet die von Will Hill (Anglia Ruskin Universität, Cambridge, UK) kuratierte Ausstellung „Types for the New Century – An Exhibition of Contemporary Type Design". Nach Stationen in London, Bristol, Birmingham und Newcastle präsentiert die Ausstellung 90 Schriftdesigns von renommierten Gestaltern wie Matthew Carter, Gerard Unger, Jonathan Barnbrook und Martin Majoor, aber auch Font-Beispiele bisher weniger bekannter Gestalter.br /> Ein zweiter Teil fokussiert das Schriftschaffen in Mitteldeutschland mit Arbeiten von Studenten und Absolventen der Kunsthochschulen Burg Giebichenstein Halle/Saale (Sachsen-Anhalt), Bauhaus-Universität Weimar (Thüringen) sowie Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (Sachsen). Fonts von rund 15 Schriftgestaltern werden vorgestellt und durch zahlreiche Anwendungsbeispiele aus der Praxis von Schrift ergänzt.

Eröffnung am 8. März 2013, 18 Uhr
10. März bis 5. Mai 2013

Nonnenstraße 38
04229 Leipzig

Mario Derra

Holzschnittzyklus „Peter Schöffer und die Entfaltung der beweglichen Lettern“

Die Ausstellung lädt zu einer visuellen Zeitreise ein, die zu den Ursprüngen der heutigen Informationsgesellschaft führt: Ab dem 10. März wird im Museum für Druckkunst Leipzig ein Holzschnittzyklus des Gernsheimer Künstlers und Druckers Mario Derra zu sehen sein, der sich der Geschichte der Drucktechnik widmet.
© Mario Derra:
Am Anfang war das Wort, 2010
Das Werk mit dem Titel „Peter Schöffer und die Entfaltung der beweglichen Lettern. Die Historie der Drucktechnik von der Antike bis zum digitalen Zeitalter“ spannt einen inhaltlichen Bogen von der Entstehung des Alphabets über den Letternguss und die Lithografie bis hin zum Digitaldruck. In die historische Entwicklung der Drucktechnik eingebettet ist das Leben und Wirken Peter Schöffers (um 1425-1502), einem Pionier des Buchdrucks, der in seinen Lehrjahren mit Johannes Gutenberg zusammenarbeitete. Schöffer wie Gutenberg gelten heute als Wegbereiter der modernen Informationsgesellschaft.
Der Künstler Mario Derra (geboren 1954) ist Gründer eines Zentrums für Druckgrafik in der Schöfferstadt Gernsheim. Von 2003 bis 2010 schuf er den Zyklus von 22 großformatigen, mehrfarbigen Holzschnitten. Zur grafischen Darstellung der Druckgeschichte nutzte Derra die Holzschnitttechnik, ein über 500 Jahre altes und sehr aufwändiges Druckverfahren. Zusammen mit der modernen assoziativen Bildsprache ergibt sich ein zugleich archaisch und zeitgenössisch wirkendes Kunstwerk.
Der Künstler Mario Derra (geboren 1954) ist Gründer eines Zentrums für Druckgrafik in der Schöfferstadt Gernsheim. Von 2003 bis 2010 schuf er den Zyklus von 22 großformatigen, mehrfarbigen Holzschnitten. Zur grafischen Darstellung der Druckgeschichte nutzte Derra die Holzschnitttechnik, ein über 500 Jahre altes und sehr aufwändiges Druckverfahren.
Zusammen mit der modernen assoziativen Bildsprache ergibt sich ein zugleich archaisch und zeitgenössisch wirkendes Kunstwerk. Der Holzschnittzyklus ist in dieser Ausstellung das erste Mal in Ostdeutschland zu sehen. Anlass ist die Aufnahme des Werks in die Sammlung des Museums für Druckkunst. Für die Präsentation der Holzschnitte bietet das Museum, dessen Dauerausstellung die Geschichte der Drucktechnik mit dem Schwerpunkt Buchdruck veranschaulicht, einen denkbar passenden Rahmen.

Eröffnung am 8. März 2013, 18 Uhr
10. März bis 30. Juni 2013

Nonnenstraße 38
04229 Leipzig

Dienstag, 26. Februar 2013

Gottlieb Pfannekuchen

Zwei Exemplare von Gottlieb Pfannekuchens Schrift „Die neuen Schildbürger“ (Berlin, Hoffmann & Comp., 1895. VII, 133 S. mit Illustrationen von Ludwig Stutz) werden derzeit im ZVAB angeboten. Gottlieb Pfannekuchen allerdings ist ein etwas ungewöhnlicher Name, und der Verdacht, der Autor habe sich hinter einem Pseudonym verbergen wollen, liegt sehr nahe. Die zur Verfügung stehenden Anonymen- und Pseudonymenlexika helfen hier aber nicht weiter. Aufklärendes hat nun der Zufall bei systematischer Suche nach ganz anderem Material zutage gebracht.
Die National-Zeitung, ein von 1848 bis 1910 erscheinendes liberales Blatt, bringt in der Abendausgabe vom 8. Oktober 1898 eine Nachricht zum Ableben des Gymnasialdirektors a. D. Carl Schmelzer (1834-1898), der auch für die national-liberale Partei in zwei Legislaturperioden Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses war. Zu dieser Meldung gibt es in der Morgenausgabe vom 11. Oktober im zweiten Beiblatt der National-Zeitung eine Ergänzung aus der Feder von Johannes Trojan, der damals Chefredakteur des „Kladderadatsch“ war.
Trojan schreibt u. a.: Er war journalistisch und auch auf dem Gebiete der schönen Literatur [...] thätig. Von ihm rührt ein humoristisches kleines Werk „Die neuen Schildbürger“ (Verlag von Hofmann u. Co. in Berlin) her. Er ist, was nur seinen Vertrauten bekannt war, eine Reihe von Jahren stiller Mitarbeiter des „Kladderadatsch“ gewesen. [...] Von ihm sind im „Kladderadatsch“ die „Novae epistolae virorum obscurorum“, die Vielen Vergnügen bereitet haben.
Die „Novae epistolae“ sind in Latein geschriebene antiklerikale Polemiken, als deren Autor der preußische Schulmann und Abgeordnete sich wohl nur ungern erkannt sehen mochte. Auch bei der Gesellschaftssatire der “neuen Schildbürger“ muss er gefürchtet haben, dass das Bekanntwerden seiner Autorschaft ihm Unannehmlichkeiten hätte bereiten können. Nun aber ist er dank Trojans lange Zeit unbeachtetet gebliebener Mitteilungen enttarnt und kann in die Lexika aufgenommen werden.
(Ulrich Goerdten)

Aus dem Antiquariat

Soeben aus dem Briefkasten gefischt: AdA Heft 1/2013. Darin neben einer ausführlichen Abhandlung unseres Mitglieds Theo Neteler über Die schwierigen Anfangsjahre Anton Kippenbergs im Insel-Verlag unter anderem Beiträge von Ivan Ristic: Mariette Lydis (1887–1970) – eine vergessene Multiidentität, von Günther Trauzettel: Sophie Mereau-Brentano und die Memoiren der Frau von Staal und von Björn Biester: Geschichte des Antiquariatsbuchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Literaturbericht 1997 bis 2012.

Näheres hier ...

Montag, 25. Februar 2013

Der Sammler auf Reisen: Mailand im Februar

 
Mailand ist nicht nur die Stadt der Mode, der Banken und der Automobilindustrie, sondern auch das Zentrum des italienischen Buches. Mehrere große Verlage wie Feltrinelli und Mondadori haben hier ihre Firmenzentrale, große Buchhandlungen bieten teils auf mehreren Etagen ihre Bücher an den besten Straßen und Plätzen der Stadt an. Einige werden direkt von den Verlagen betrieben. Auch die Kirche besitzt hinter dem mächtigen Dom, dem drittgrößten Kirchengebäude der Welt, eine große Spezialbuchhandlung, wo man beispielsweise als Nichtkatholik staunend vor einem ganzen Regal Mariologie steht. Die Bücher der italienischen Verlage sind meist schön gemacht und gut gedruckt – wenn da nur nicht die Sprachbarriere wäre ... Die Stadt ist nicht gerade mit Antiquariaten übersät, doch in den zentralen Einkaufs-Passagen „Gallerie Vittorio Emanuele II“ befindet sich ein bestens ausgestattetes Kunstantiquariat, das sich vor den Touristen schützt, in dem es erst nach Klingeln öffnet. In einer mehrstöckigen Buchhandlung befindet sich ein bibliophiles Antiquariat mit ebenfalls verschlossener Glastür, die nur für den echten Kunden geöffnet wird.

 
Auf dem Domplatz fand während unseres Besuches in der Stadt ein stark frequentierter Antiquariatstag unter freiem Himmel statt, zu dem sich trotz frostigen Winterwetters rund 20 bestens bestückte Antiquare einfanden, viele mit dekorativer Graphik und Plakaten, die auch dem Sprachunkundigen Freude bereiteten. Eine Mailänder Besonderheit sind vier Bücherwagen, die ständig an einem Platz nahe dem Bahnhof stationiert sind. Sie ziehen morgens die Rollos hoch und bieten auf wenigen Quadratmeter Grundfläche eine erstaunliche Menge an Büchern feil.
(Carsten Wurm)
 
Fotos: Gabriele Ballon

Sonntag, 24. Februar 2013

Elisabeth Mann Borgese (1918-2002)

»Und dann standen wir auf einmal am Meer und schauten ganz benommen in die Ferne … ›Das ist der Horizont‹, erklärte mein Vater. – ›Und was kommt hinter dem Horizont?‹ fragte ich.«
Das Meer, das Thomas Mann liebte und dessen Motivwelt in seinem Werk eine zentrale Rolle spielt, wurde für seine jüngste Tochter zum Lebensinhalt. Als erstes weibliches Mitglied des »Club of Rome«, als Initiatorin der Pacem in Maribus Konferenzen und Gründerin des Internationalen Ozean Instituts auf Malta, als Mitglied der österreichischen Delegation bei der UN-Seerechtskonferenz, als Professorin für Politikwissenschaft in Halifax und auch als Autorin des in 13 Sprachen übersetzten Sachbuchs »Das Drama der Meere« widmete Elisabeth Mann Borgese (1918-2002) ihr Leben dem Schutz und der Erforschung der Ozeane. Ihre Passion war Mittel im Kampf für eine gerechtere Welt und zugleich die Weiterführung des literarischen Erbes ihres Vaters. Zehn Jahre nach ihrem Tod gibt die Ausstellung Einblicke in Leben, Werk und Wirken von Elisabeth Mann und fragt nach ihrem Erbe – dem Vermächtnis und Auftrag eines engagierten Lebens im Dienste der Umwelt und internationalen Gemeinschaft. In verschiedenen Stationen werden außerdem ihre persönlichen Beziehungen beleuchtet: die Liebe zu ihrem Vater, die komplexen Verhältnisse zu den Geschwistern und ihre Ehe mit Giuseppe Antonio Borgese.
»Die Ausstellung, optisch an der Nordnadel des Kompasses orientiert, präsentiert Elisabeth Mann Borgeses Engagement für die Meere als konsequente Fortentwicklung der Idee einer Weltverfassung, wie sie der 1952 verstorbene Giuseppe Antonio Borgese vertreten hatte: Das Weltmeer dürfe nicht zum Objekt ausbeuterischer Weltmächte werden, es müsse eine gemeinsame, alle Interessen und besonders die der Natur wahrende Verantwortung geschaffen werden.«
(Tilmann Lahme, FAZ, 21.6.2012)
Ausstellung: 6. März bis 2. Juni 2013

Eine Ausstellung des Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrums im Buddenbrookhaus, Lübeck,
in Zusammenarbeit mit dem GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, Kiel
und der Stiftung Literaturhaus, München

Freitag, 22. Februar 2013

Kunstbox 2013

Kunstbox ist die junge Messe für zeitgenössische Kunst im Kulturort Depot in Dortmund. In 34 gleichartigen Boxen bieten ebenso viele junge, aber auch etablierte Künstler ihre Arbeiten zum Verkauf an. Das Konzept der unabhängigen Jurierung sorgt für ein hohes Niveau der Aussteller.
Mit jeder Messe nimmt die Kunstbox exklusiv eine Kunstsparte in den Fokus: Zum Auftakt 2009 war Malerei zu sehen und 2011 ging es um Skulptur und Objekt. 2013 konzentriert sich die Kunstbox auf grafische Arbeiten.
Die Kunstbox wurde von Künstlern für Künstler entwickelt: Monika Pfeiffer, Hanfried Brenner und Wolfgang Schmidt haben ihre Ateliers im Dortmunder Kulturort Depot und es vereint sie das Anliegen, Kunstschaffenden eine bessere Ausgangsposition auf dem Kunstmarkt zu bieten. Daher ist ein wichtiges Ziel der Kunstbox, Künstler in ihrer Selbstvermarktung zu fördern, indem langfristige, erfolgreiche Kontakte zwischen Künstlern, Käufern, Wiederverkäufern und Angehörigen der Kreativwirtschaft angebahnt werden.
(nach einer Information von Jürgen Höritzsch)

Ausstellung: 2. und 3. März 2013

Kunstbox
Immermannstraße 29
44147 Dortmund

Donnerstag, 21. Februar 2013

26. Deutsch-Niederländische Grafikbörse

Wienke Treblin
Rudolf Schlichter
Holzschnitt
Wie dem gerade erschienenen 179. Grafikbrief zu entnehmen ist, nimmt traditionell auch die Büchergilde Frankfurt/M an der von der Stadt Borken (Köln 125 km, Düsseldorf 90 km, Dortmund 85 km) veranstalteten Grafikbörse teil. Mit ca. 50 Ausstellern, die eine Jury ausgewählt hat, ist diese kleine Messe – nur für Druckgrafik, Fotografie, Künstlerbücher! – in der Stadthalle Borken mit direktem Zugang zum kostenlosen Parkhaus angenehm qualitätvoll und überschaubar. Mit am Stand Wienke Treblin und Bernhard Jäger.

Freitag, 1. März – Sonntag, 3. März 2013

Stadthalle Vennehof
Am Vennehof 1
Borken (Innenstadt)

Dienstag, 19. Februar 2013

Stammhalter

Aktuelle Blickwechsel im Hochdruck
Ausschnitte von Drucken der Künstler v. li. n. re., beginnend mit oberer Zeile
Stammhalter – eine Assoziation an das unermüdliche Bemühen, „am Holz im wahrsten Sinne festzuhalten“, an Traditionen (etwa der eigenen Ausbildung oder auch der grafischen Prägung) anzuknüpfen und selbst etwas anzustoßen, das vorhandene grafische Vielgestaltigkeit mit dem interessierten Blick über den „Horizont hinaus“ verbindet und neue Entwicklungen und Verbindungen „erzeugt“.
Mit Werken von 12 Künstlern zeigt die Ausstellung den Facettenreichtum der Hochdrucktechnik. Die Themen reichen von klassischen Illustrationen über Landschaften bis zu Architektur und abstrakten Formen. Gezeigt werden Arbeiten von Harald Alff, Franca Bartholomäi, Hans-Olaf Bote, Brian Curling, Christine Ebersbach, Susann Hoch, Stephanie Marx, Akos Novaky, Gabriele Sperlich, Jan Vičar, Frank Wahle und Georges Wenger.


Ausstellung: 24. Februar bis 5. Mai 2013

Montag, 18. Februar 2013

Almanachsammlung Arthur Goldschmidts

Einigung über den dauerhaften Verbleib der Almanachsammlung Arthur Goldschmidts

Die Klassik Stiftung Weimar kann die als NS-Raubgut identifizierte Almanachsammlung Arthur Goldschmidts rechtmäßig für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek erwerben. Vorausgegangen ist eine gütliche Einigung mit den Erben und der Jewish Claims Conference. Es handelt sich um einen der größten Restitutionsfälle im deutschen Bibliothekswesen, wie der Direktor der Bibliothek, Michael Knoche, bekanntgab. Die 2.000 Bände umfassende Sammlung mit Almanachen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert zählt zum Kernbestand der Weimarer Bibliothek. Die Kulturstiftung der Länder hat die Erwerbung großzügig unterstützt.
Der Leipziger Unternehmer Arthur Goldschmidt (1883–1951) war ein passionierter Sammler von Büchern. Seine Bibliothek zählte 40.000 Bände. 1932 publizierte er ein Buch über »Goethe im Almanach«. Im Nationalsozialismus war Goldschmidt 1936 gezwungen, seine Almanachsammlung weit unter Wert für 2.000 Reichsmark an das Goethe-und Schiller-Archiv zu verkaufen. Goldschmidt wurde in der Folgezeit vorübergehend inhaftiert, sein Sohn wurde ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Die Familie überlebte und konnte emigrieren. Im Zuge der Gründung der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten gelangte die Almanachsammlung 1955 in die Zentralbibliothek der Deutschen Klassik, der heutigen Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
Historische Almanache als jährlich erscheinende, meist bibliophile Schriften zu sehr unterschiedlichen Themen dienen heute als wichtige Quellen zur zeitgenössischen Kultur. Die Palette in Goldschmidts Sammlung reicht von den bekannteren literarischen Musenalmanachen über Balletttanz, Travestien, Karneval und Masken, Kirchen und Ketzer, Leipziger Frauenzimmer bis hin zu einem satirischen Mückenalmanach von 1797, daneben finden sich auch fachkundliche Kalender für Forst- und Jagdfreunde, Schauspieler und Schauspielfreunde sowie Militärs. Unter den Almanachen sind etliche Titel überliefert, die auf dem Antiquariatsmarkt nicht mehr erhältlich sind. Erstausgaben von Goethe und Schiller, aber auch heute sehr seltene historische Themenkalender machen den Bestand für die Weimarer Bibliothek und die Forschung so kostbar.

è Klassik Stiftung Weimar

Samstag, 16. Februar 2013

Leporello


Ein Leporello ist, laut Wikipedia, ein faltbares Heft in Form eines langen Papier- oder Kartonstreifens, das ziehharmonikaartig zusammengelegt ist. Der Name kommt von Mozarts Opernfigur Leporello, dem Diener Don Giovannis, der die Liebschaften seines Herrn in einem gefalteten Heft, eben einem Leporello, verzeichnete.
Hans Eckert, Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, wird anhand ausgewählter Beispiele die Geschichte und gestalterische Vielfalt des Leporellos darstellen. Neben chinesischen Faltbüchern, Rheinlaufkarten und Alpenpanoramen werden buchkünstlerische Arbeiten u.a. von Martin Thönen, Susanne Levy, Ines von Ketelhodt und Clemens-Tobias Lange gezeigt.
Auch der Codex Dresdensis, eine 800 Jahre alte Maya-Handschrift, die kurz vor Weihnachten 2012 durch die angebliche Vorhersage des Weltuntergangs für Aufregung sorgte, ist ein Leporello. Aber allem Anschein nach kann die Veranstaltung „Buch des Monats“ auch im März 2013 im Klingspor-Museum Offenbach ungehindert stattfinden …
 
Freitag, 1. März 2013, 14 Uhr
Eintritt: 2,50 €, Mtgl. 1,50 €

Robinson und Robinsonaden

Die Sammlung Reinhard Stach
 
Gustav Bartsch:
J.H. Campe`s Robinson der Jüngere,
Nitzschke, Stuttgart [1877]
Nur wenige Werke der Weltliteratur haben einen nachhaltigeren Einfluss auf die Kinder- und Jugendliteratur ausgeübt als Daniel Defoes (1660–1731) Roman »Das Leben und die seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe«, der erstmalig 1719 in London erschien. Neben Übersetzungen entstanden schon nach kurzer Zeit Bearbeitungen und Fortschreibungen, die sich zunehmend an ein junges Lesepublikum richteten. Es entstand die eigenständige Literaturgattung der »Robinsonaden«, die tausende Werke in vielen Sprachen hervorbrachte. Ihnen gemeinsam ist die unfreiwillige räumliche Isolation einer Person oder Gruppe von der menschlichen Gemeinschaft für einen längeren Zeitraum, die einen zivilisatorischen Neuanfang erzwingt.
Im Zusammenspiel mit den bereits im Haus vorhandenen historischen Buchbeständen dokumentiert die Sammlung von Professor Dr. Stach einen zentralen Bereich innerhalb der Geschichte des Kinder- und Jugendbuches.


Ausstellung: ab 2. März 2013

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee
53840 Troisdorf

Donnerstag, 14. Februar 2013

Schreiben als Handwerk


Am heutigen Abend hörte die Pirckheimer-Regionalgruppe Berlin/Brandenburg und Gäste von der Arno-Schmidt-Stiftung im Kleinen Säulensaal der Zentral- und Landesbibliothek Berlin einen Vortrag von Jutta Osterhof zum Thema "Schreiben als Handwerk am Beispiel von Arno Schmidt". Die Referentin, die auf dem Umweg der Bekanntschaft mit Eberhard Schlotter das Werk Schmidts schätzen gelernt hatte, berichtete anschaulich und unter Berufung auf Schilderungen eigener Freundschaften und illustriert mit einer Dia-Folge über desssen Schaffensprozess und seine geradezu handwerkliche Arbeitsweise und die Rolle von Alice Schmidt als seine Frau und "Handwerksgehilfin". Nicht zuletzt in der anschließenden Diskussion, immer wieder durch interessante Einwürfe von Ulrich Goerdten ergänzt, brachte uns Frau Osterhof diesen, nicht jedem zugänglichen Literaten näher und gab Anregung, sich mit Arno Schmidt, diesem teilweise zur Ikone moderner Literatur erhobenen, andererseits aber auch nicht von jedem unbedingt geschätzten Schriftsteller, zu beschäftigen. Der 100ster Geburtstag von Arno Schmidt im Jahre 2014 wird auf jeden Fall Anlass zu intensiverer Auseinandersetzung mit sein.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Kupferstichkabinett Berlin

Hermann Glöckner: Übereinander auf Rot, 1968
© SMB, Kupferstichkabinett
Die Neue Nationalgalerie am Berliner Kulturforum nahe dem Potsdamer Platz gibt seit über einem Jahr einen komplexen Überblick über ihre Sammlung zur Kunst von 1945 bis 1968: »Der Geteilte Himmel«. Einige wenige Quadratmeter sind dabei Zeichnung und Grafik aus dem Berliner Kupferstichkabinett zugebilligt worden. Dort ist seit Mitte Januar ein Wechsel zu verzeichnen. Wo vorher Arbeiten Gerhard Altenbourgs zu sehen waren, wird jetzt Druckgrafik von sechs Dresdener Meistern dieses Zeitabschnitts geboten.
Es geht also um die Nachkriegszeit. Eine Stimmung schimmert auf. Intime Druckgrafik tritt in Beziehung zur »Großen« Kunst. Insgesamt dreißig Blätter, nun gut. Im Vergleich zu den Großbildern ringsum halten diese kleinen Formate unbestreitbar stand. Die Namen Wilhelm Rudolph, Hermann Glöckner, Wilhelm Lachnit, Hans Theo Richter, Hans Körnig und Gerhard Kettner sind über jeden Zweifel erhaben. Die vorwiegend aus dunkeltonigen Aquatinten und Lithografien bestehenden Reihung vermittelt eine noble verhaltene Monotonie. Rudolphs Holzschnitte, immer wieder gezeigt als Paradebeispiele vom Trümmerchaos, wirken da geradezu licht. Glöckner gibt sich in diesen frühen Abstraktionen fast noch gehemmt. Lachnits grafische Stillleben ruhen so in sich, dass sie die Ausstrahlung seiner Ölbilder nicht erreichen. Zweimal Körnig ist zu wenig. Kettner war von Anfang an der sensible Zeichner - man spürt es hier kaum. Richter erfasst hier statisch die Faszination der Silhouetten von Frauen und Kindern - man kennt bewegtere Beispiele.
Die Künstler werden in einem kurzen Begleittext knapp beschrieben. Ohne politisch korrekte Wortwahl geht es offenbar nicht. Da wird stets die »jahrelange Diffamierung« Lachnits als alleiniges Erkennungsmerkmal wiederholt. Richter ist zu loben, weil er »eine von politischen Vorgaben unabhängige Sprache« pflegte. Sein Schüler Kettner »adaptierte« angeblich nur dessen Vorliebe für das Körperliche. Die im Dresdner Atelier zurückgelassenen Werke Körnigs, seit 1961 ganz unbeachtet im Westen lebend, »blieben bis zur Wiedervereinigung unter Verschluss«. Ja, wo denn sonst? Und den Vogel schießt man regelmäßig bei Glöckner ab: Er habe »abseits öffentlicher Wahrnehmung« gearbeitet, und erst »nach der Wende« sei er gewürdigt worden.
Warum diese offenkundige Lüge? Lothar Lang schrieb bereits 1969 über ihn, dass er »das Glück hat, von vielen Sammlern geschätzt zu werden: seine Werke hängen nicht nur in den Museen, sondern auch in Wohnungen in Dresden, Halle oder Berlin«. Spätestens seit 1977 gab es einen regelrechten Glöckner-Boom. Die großen Dresdner Ausstellungen feiern ihn: VIII. 5 Exponate, IX. 3 Exponate, X. 3 Exponate, jeweils keineswegs versteckt, eher als Blickfang, und mit farbigen Abbildungen in den Katalogen. 1979 Personalausstellung Altes Museum Berlin, 1984 Kunstsammlungen Dresden. 1983 Buch John Erpenbeck »Ein Patriarch der Moderne«. 1984 Nationalpreis und Film (Regisseur Jürgen Böttcher). Vehement erstritten, steht seitdem überlebensgroß sein »Mast mit zwei Faltungszonen« vor der TU Dresden.
Traurig, aber wahr, wie schwer es die simpelste Wahrheit von gestern hat, heute wahrgenommen zu werden.
Überhaupt ergibt sich die große Frage: Was eigentlich ist an Zeichnung und Druckgrafik aus den 45 Jahren Kunstschaffen in Berlin und Umland, genannt SBZ und DDR, in diesem Haus gesammelt? Diese dreißig Dresdner Beispiele sind ein ganz kleiner Anfang. Da gibt es fraglos mehr zu entdecken. Von vielen offiziellen und halboffiziellen Ausstellungen wanderten Blätter in die grafische Vorzeigesammlung der DDR in Berlin. Kesse Privatinitiativen der Kuratorin des Mini-Kabinetts neben der Rotunde des Alten Museums brachten der Sammlung das junge Unangepasste. Jährliche Grafik-Wettbewerbe des Staatlichen Kunsthandels mit höchst modernem Anspruch sorgten mit Belegexemplaren für Nachschub.
Leider nie in einem Katalog komplett erfasst, wurde alles im Einigungsprozess mit den Westbeständen zusammengeführt. Diese waren unter der Ägide des ganz der Gegenwart zugewandten Alexander Dückers ebenfalls mustergültig sortiert. Was hätte näher gelegen, als in den letzten zwei Jahrzehnten darüber Rechenschaft abzulegen? Immerhin hat man die einzige paritätisch zwischen West und Ost ausbalancierte Kollektion in Deutschland. 1994 zog man in die prachtvoll für Magazinierung und Präsentation geeigneten Räume am Kulturforum. Projekte aber, die den zusammengeführten Bestand präsentiert hätten, ließen auf sich warten (um die Malerei und Plastik tobte der »Bilderstreit«). 2002 ging Dückers in Ruhestand. Nachfolger Heinrich Schulze Altcappenberg setzte dann Glanzlichter ferner Vergangenheit. Botticelli, Grünewald und (jetzt gerade abgelaufen) Schinkel. Höchst ehrbar. Aber wir leben heute. Wir sind Erben des gerade vergangenen Gestern.
Wann endlich wird dieser Fundus öffentlich zugänglich gemacht? Warum kann Berlins Kupferstichkabinett nicht leisten, was andere Kabinette in Deutschland und anderswo selbstverständlich bieten? Die Kunsthalle Hamburg etwa macht da einiges vor. Fantastische Räume stehen im verwöhnten Berlin zur Verfügung. 2010 ging die Kunstbibliothek voran, indem sie die aus eigenem Fundus bestrittene Schau »Schrift als Bild« mit »Welt aus Schrift« aus Kabinett-Beständen ganz prachtvoll ergänzte. Die Bibliothekarin Anita Kühnel hatte da mit dem Grafik-Spezialisten Michael Roth eine eindrucksvolle Übersicht inszeniert, sogar mit dem »Wagnis«, auch auf die sogenannten Ostkünstler zurückzugreifen.
Was nun? Die letzte einst aus dem Personalbestand Ost übernommene Expertin ist Anita Beloubek-Hammer. Zur Zeit bereitet sie die Übersicht über Zeichnung und Druckgrafik des Picasso-Bestandes der Sammlung vor. Ihr Forschungsprojekt des Grafikvergleichs aus beiden deutschen Staaten liegt noch auf Eis. 2015 erst soll das Tauwetter einsetzen. Da dürfen sich endlich beide Seiten in ihren besten Blättern begegnen: Horst Janssen Werner Tübke, Paul Wunderlich Peter Sylvester, Otto Pankok Arno Mohr, Hanne Darboven Herta Günther, Günter Fruhtrunk Michael Morgner. Und es wird ausnahmsweise einmal eine ganz besondere Sonne über dem Berliner Kulturforum aufgehen. Dürfen wir daran glauben?

(Harald Kretzschmar)

Die Studioausstellung »Dresdener Graphiker in der Nachkriegszeit« des Kupferstichkabinetts in der Neuen Nationalgalerie Berlin ist bis zum 28. April zu sehen.
 
© ND, Online-Ausgabe vom 11.2.201

Dienstag, 12. Februar 2013

Turmbau zu Babel

Der 12. Spätdruck ist erschienen.

Texte von Franz Kafka und aus der Bibel sind begleitet von fünf ganzseitigen Holzstichen von Matthias Gubig, welche auf Chinapapier gedruckt wurden.
Franz Kafka schrieb die Erzählung ›Das Stadtwappen‹ vermutlich in den Jahren zwischen 1920 und 1922. Anregung für den Titel gab vielleicht die geballte Faust im Wappen seiner Heimatstadt Prag. Weder dort, noch in Babylon oder an einem anderen Ort konnten sich die Menschen zur Vollendung des Bauwerks aufraffen. Im Buch findet sich auch der kurze Kafka-Text ›Von den Gleichnissen‹.

Der Textdruck erfolgte vom Bleisatz auf das Büttenpapier Somerset. Das Buch im Handeinband mit Schuber hat das Format 20 x 30 cm und wurde in einer Auflage von 30 Exemplaren gefertigt.
 
Die Normalausgabe kostet 220.- Euro.
 
Erhältlich ist das Buch bei
 
Matthias Gubig
Bayrischer-Wald-Straße 13
15827 Blankenfelde
Telefon 0337 9372344

Papst Benedikt XVI

Liebe Freunde der Druckgrafik, liebe Gläubige,

erst jetzt fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Die Grafik von Thomas Kilpper: „alma pater“, die Papst Benedikt XVI abbildet und den ganzen Dezember 2013 im Grafikkalender einnimmt, ist ein Abschiedsblatt! Erst jetzt erkennen wir deutlich die erhobene rechte Hand, die uns gar nicht grüßen soll, sondern zum Abschied winkt. Eine geradezu prophetische Grafik.


Noch haben Sie die einmalige Möglichkeit dieses historische Blatt zu erwerben, als Teil des Grafikkalenders 2013 um sich auf den Dezember zu freuen, mit unserem Josef Ratzinger, denn wir waren ja alle einmal Papst.

Es grüßen die drei Jünger der schwarzen Kunst
Paul Klös, Jan Pelkofer, Klaus Büscher

TABORPRESSE BERLIN
Steindruckerei & Verlag
Taborstraße 22
10997 Berlin

8. Zwiedruck

Die 8. Ausgabe der Editionsreihe Zwiedruck liegt nun vor.

Unter dem Titel ›Todin‹ sind darin Gedichte von Peter Gosse versammelt. Peter Gosse und Karl-Georg Hirsch feiern beide in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Diesem Anlaß ist der 8. Zwiedruck gewidmet. Der Pressendruck ist ausgestattet mit 6 Holzschnitten von Karl-Georg Hirsch, die im Museum für Druckkunst Leipzig vom Holzstock gedruckt wurden. Es wurde eine vom Grafiker, dem Autor und dem Buchgestalter signierte und nummerierte Auflage von 99 Exemplaren hergestellt.

Erhältlich ist das Leporello-Büchlein zum Preis von 75.- Euro bei

Matthias Gubig
Bayrischer-Wald-Straße 13
15827 Blankenfelde
Telefon 0337 9372344

Messedruck Leipzig vor dem Aus

Messedruck Leipzig, ein 1906 gegründetes Tochterunternehmen der Traditionsdruckerei Offizin Andersen Nexö (OAN), bei der auch die Zeitschrift der Pirckheimer-Gesellschaft, die MARGINALIEN gedruckt wurden, wird geschlossen. „Wir sind uns bewusst, dass die Schließung für die Mitarbeiter eine große Belastung ist. Die ungünstigen Rahmenbedingungen lassen uns aber keine andere Wahl“, wird Geschäftsführer Stephan Treuleben zitiert. Ein Kommentar einer Frau Kieser in der Sächsischen Zeitung dazu lautet: "Schande über Herrn Treuleben, der diese Traditionsfirma in den Ruin getrieben hat. Ein Glück, dass die frühere Chefin, Frau Günther, den Untergang nicht mehr miterleben muss ... Ich selbst war mehr als 40 Jahre bei Messedruck, habe aber diese unsicheren Zeiten nie erleben müssen. ... Messedruck stand in der Wirtschaft sehr gut da, bis Herr Treuleben unbedingt alle kleineren Betriebe in Leipzig und Umgebung kaufen musste ...! Von da an ging es bergab."
OAN hatte im Januar Insolvenz angemeldet. Für die Töchter Messedruck Leipzig GmbH und unser Mitglied, die Leipziger Kunst- und Verlagsbuchbinderei GmbH waren bereits am 27. Dezember Insolvenzanträge beim Amtsgericht Leipzig gestellt worden. Bei Messedruck Leipzig sei die Auftragslage daraufhin um etwa 50 Prozent eingebrochen, sagte der OAN-Sprecher Jörg Nolte.
Bis Ende des Monats würden jetzt noch die bestehenden Aufträge abgearbeitet, dann würden die Mitarbeiter freigestellt. Bei OAN selbst laufe das Insolvenzverfahren dagegen „besser als erwartet“, sagte Sprecher Nolte.

siehe auch: Offizin Andersen Nexö stellt Insolvenzantrag

Montag, 11. Februar 2013

Hermann Harry Schmitz

Das Rätsel um das Thema Berliner Bibliophilen Abend am Rosenmontag, zu welchem lediglich gesagt wurde, dass er einem Schriftsteller gewidmet ist, von dem nur bekannt gegeben wurde, dass er leider schon 100 Jahre tot ist, nie ein Buch geschrieben hat, bei Rowohlt aber verlegt wurde, jemand mit einzigartigem Humor, der trotz Einzigartigkeit außerhalb seiner Heimat zu Lebzeiten unbekannt war und der selbst mit Mühe das Einjährige schaffte und nach dem heute eine Schule benannt wurde und der nie langweilig war und viele Nachahmer gefunden hat, ist gelöst!
Umschlag: Emil Preetorius 1912
Es handelte sich um Hermann Harry Schmitz, dessen erster Erzählungsband kurz vor seinem Freitod 1912 bei Rowohlt erschien, nach seinem Tode folgte beim Rowohlt-Nachfolger Robert Wolff ein zweiter Band, beide erschienen bis 1945 dann in Deutschland in einem heute vergessenen Fortschritt-Sprachenverlag Richard Pille noch in einer Gesamtauflage von fast 50Tsd. 1965 erinnerte sich dann in der DDR der Eulenspiegel-Verlag mit einer von Horst Hussel illustrierten Auflage an diesen, vielleicht nicht bedeutenden, aber dennoch zu Unrecht vergessenen Autor, später folgten bei Diogenes in der Schweiz und 1987 nochmals bei Eulenspiegel Ausgaben mit weiteren Hussel-Illlustrationen. 1996 gab es dann im Econ-Verlag eine Gesamtausgabe in 3 Bänden.
Umrahmt von der Rezitation zweier Geschichten Schmitzs, eine davon karikierte das aufkommende bibliophile Interesse am Ende des 19. Jahrhunderts, plauderte Bernd Illigner in teilweise der Schmitzschen Sprache angelehnten sarkastisch-skurile Vortragsweise vor ca. 30 Mitgliedern und Gästen des BBA in der Villa Oppenheim über Leben und Wirken des Autors, über seine Förderer Victor M. Mai, Hanns Heinz Ewers und Herbert Eulenberg.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Jürgen Wittdorf

Zeugnisse aus sechs Jahrzehnten

Jürgen Wittdorf
"Noch kein Bartwuchs und schon Vater"
Am 22. Februar findet in Berlin die Eröffnung einer Ausstellung mit Zeichnungen, Graphiken, Aquarellen, Illustrationen und Keramiken von Jürgen Wittdorf statt. Die Laudatio hält Dr. Peter Michel.
Jürgen Wittdorf, der 2012 bereits seinen 80. Geburtstag feierte, wurde vor allem durch seine Buchillustrationen für zahlreiche DDR-Verlage und seine zum Teil großformatigen Holz- und Linolschnitte bekannt. Das Hauptthema seiner Kunst war und blieb das Leben junger Menschen. 1960/61 schuf er den aus 9 Holzschnitten bestehenden Zyklus Für die Jugend. Erstmals in der Kunst der DDR zeigte er Jugendliche in Jeans, Halbstarke und einen frontal nackten Mann. Der Zyklus wurde 1963 im Verlag Junge Welt als Mappe herausgegeben. Volker Braun thematisierte Wittdorfs Zyklus in der ersten Ausgabe seines Buches Provokation für mich.

Ausstellung: 22. Februar bis 26. April 2013

Weitlingstr. 89
10317 Berlin

Samstag, 2. Februar 2013

Väter und Söhne I

Karl und Nikolaus Heidelbach
 
Nikolaus Heidelbach: Ohne Titel, Köln 2012
In der ersten Präsentation innerhalb einer geplanten Ausstellungsreihe zum Thema »Väter und Söhne« zeigen wir eine Auswahl von Arbeiten des Malers Karl Heidelbach (1923-1993) und seines Sohnes Nikolaus (geb. 1955), einem der renommiertesten deutschen Illustratoren der Gegenwart.
Das Werk Karl Heidelbachs ist gekennzeichnet durch eine realistische Bildsprache und die Darstellung alltäglicher Szenerien mit einer subtilen, bisweilen beklemmenden Hintergründigkeit. Sein Sohn Nikolaus, der vor allem als Illustrator tätig ist, hat eine eigenständige und eigenwillige Bildsprache entwickelt, die Einflüsse aus der Kunstgeschichte mit rätselhaften, abgründigen und manchmal verstörenden Bildfiguren verbindet.
Die Ausstellung stellt rund 60 Arbeiten beider Künstler einander gegenüber und veranschaulicht so Verbindungen und Einflüsse aber auch Abgrenzungen und Fortführungen.

Ausstellung: 24. Februar bis 14. April 2013

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee
53840 Troisdorf